Sunday, June 6, 2010

30. August 2009

Morgens packen und Sachen ins Johnson Hostel. Wir klopfen aber keiner scheint da zu sein. Wir klingeln, keine Antwort. Wir klingeln wieder und eine verschlafene Stimme bellt etwas in das Sprechphone.

Gestern hatten wir nach langer Verhandlung einen guten Preis für ein Doppelzimmer bekommen und hatten den Landlord informiert, dass wir um 8am kommen würden um die Rucksäcke abzustellen. Jetzt schien irgendwie, dass er dies nicht verstanden hatte. Nach dem dritten Klingeln kam er dann doch, machte uns auf und führte uns direkt in unser Zimmer. Dieses war eindeutig grösser als das vorherige und billiger.

Wir zahlten für die Übernachtung, stellten die Rucksäcke ab und gingen zum Busbahnhof am Exchange Square um nach Aberdeen zu fahren. Aberdeen, das Paradis der schwimmenden Restaurants, war eine volle Enttäuschung. Ein netter Tempel der Meeresgöttin war das einzige Sehenswürdige. Die Uferpromenade langweilig, das Wasser dreckig und die Boote ausladend.

Wir sind dann in einem Restaurant essen gegangen welches uns gut erschien weil viele Leute davor standen und warteten. Wir stellten uns also dazu und warteten bis wir entdeckten, dass wir ein Nümmerchen nehmen mussten. Gesagt getan geh ich rein und mache der Frau an der Kasse klar, dass ich was essen will. Da sie kein Englisch spricht war das nicht so einfach aber irgendwann hatte ich das Nümmerchen. Draußen standen wir dann neben einer netten Chinesin die mit gebrochenem Englisch versuchte unsere Fragen zu beantworten. Irgendwann war sie aber dann im Restaurant und wir draußen.

Wir stellten uns also so auf, dass man uns gar nicht verfehlen konnte und machten jedem klar, dass wir die Nummer 33 „samshischö“ hatten. Wir wurden dann auch tatsächlich vom Kellner reingewunken. Drinnen sprach keiner Englisch und auch die Karte war nur auf Chinesisch vorhanden. Wir spähten also zu Nachbars rüber uns bestellten das selbe und das bitte mal 2. Als dann unsere Bestellung kam sah ich einen Haufen wenig anregender frittierter Hühnerbeine vor mir. Ich schluckte mir die Magenflüssigkeit die sich nach oben drängte runter und versuchte die Hühnerfüße. Nicht sehr leicht zu essen und auch nicht sonderlich gut.

Nach dieser etwas neuen Erfahrung sind wir dann mit dem Bus nach Hong-Kong gefahren und dort die Peak-Tram zum Victoria Peak zu nehmen. Ich weiß nicht wieso die Asiaten ständig irgendwo Schlange stehen. Wir sind an den erstbesten Schalter und schon hatten wir das Ticket. Die Tram auch direkt.

Die Tram fährt schon sehr steil nach oben, ist ganz witzig, da man auf der rechten Seite die Stadt sieht und man merkt wir schnell sie nach oben fährt. Oben abgekommen sind wir auf die Aussichtsplattfrom gegangen. Man hatte einen sehr schönen Blick auf Hong-Kong und Kowloon. Man konnte auch auf der anderen Seite die Buchten der Insel sehen. Nachdem wir viele Fotos geschossen haben und eine Cola in einem Tourischuppen gesoffen haben sind wir wieder nach unten gefahren.

Entschieden uns die rote Linie nach ganz ans Ende zu fahren, in eine „New City“. Diese war aber im Stile Mei Fous sehr hässlich und grau. Wir konnten dem Ort wenig Charme abgewinnen und sind nach einem längeren Erkundungsgang bis an den Fluss wieder zurück zum Hostel. Dort haben wir dann weiter nach einem Internetcafé gesucht und eines gefunden. Mussten erstmals in einen Hauseingang rein, zwei Stockwerke hoch und da war es. Eigentlich doch recht schwer zu finden wenn man kein Insider ist. Hätten auch schon fast die Hoffnung aufgegeben.

Sind dann aber erst mal was essen gegangen. Alles auf Chinesisch wie üblich. Die Nachbarn haben uns geholfen. Sie waren aus Hong-Kong, hatten aber schon im Ausland gearbeitet und sprachen sehr gut Englisch. Danach sind wir ins Internetcafé für 2 Stunden und jetzt geht es ab ins Bett. Mal sehen wie es sich im neuen Hostel so schläft. Habe eine Email von J bekommen, muss ihr morgen nach Macao direkt antworten.

29. August 2009

Heute um 8 aufgestanden aber um 6 aufgewacht. Ein Albtraum hatte mich kurzfristig Nachts aus der Fassung gebracht. Ich habe geträumt, dass ich im Raum ersticke und irgendwie auch, dass das Zimmer immer kleiner wird und ich nicht mehr zur Türe kommen kann. War doch etwas gruselig. Kathy muss mich wohl wachgerüttelt haben damit ich aufhöre.

Morgens sind wir dann nach Admirality gefahren und haben von dort die Gegend erkundigt. Gebäude sind erschreckend modern und prahlen von Luxus und Überlegenheit. Hier kann man sich wohlfühlen wenn man im Geld badet.

Ansonsten ist es ein Albtraum. Die Straßen sind extrem gut gesäubert und auch der Verkehr ist ruhig und gut geregelt. Die Leute sind diszipliniert und stehen auch brav in einer Schlange an der Bushaltestelle. Wir sind dann eine Passage bei Hong-Kong Station entlanggelaufen von der man einen tollen Blick auf die Stadt hatte. Abends haben wir dann etwas in einem Café dort getrunken. Etwas teuer zwar aber dafür mit unsterblich schönem Blick auf die, in allen Farben beleuchtete Skyline.

Vorher waren wir aber noch in Stanley. Der Führer sprach von einem pittoresken Ort in einer netten Bucht. Früher von Piraten und Fischern besiedelt. Heute konnten wir nicht entdecken was da pittoresk sein sollte. Der Bus brachte uns über tolle Wege mir reizvollen Blicken auf Buchten und Berge nach Stanley. Wir sahen unterwegs Repulse Bay. Dieses „Viertel“ ist das teuerste in Hong-Kong, der Strand ist einmalig aber die großen Wohnanlagen, so modern sie auch sein möchten, machen die Idylle kaputt. Es hat ein zu touristisches Flair. Auch Stanley liegt in einer schönen Bucht, man kann direkt ans mehr und sieht Inseln wie andere kleinere Inseln. Diese Inseln haben oftmals ein bis zwei Hügel die bewaldet sind. Das sieht dann so aus, wie als ob der Wald direkt aus dem Meer kommt. Dieser Blick ist berühmt und es stimmt, dass er schon etwas besonderes hat.

Stanley hat es allerdings geschafft zu einer totalen Touristenfalle zu verkommen. Die „Hauptstraße“ ist eine kleine enge überdeckte Marktstraße die mich eher an eine Allee des Ben-Than Marktes in Saigon erinnert. Allen Ramsch kann man da kaufen und wird dabei gnadenlos abgezockt. Wir sind auch nur schnell durch, sind dann weiter an das Ufer und die Geschäfte dort. Wir hatten zwar eine schöne Sicht, aber viel interessanter war es auch nicht. Wir sind dann planlos in dem Städtchen spazieren gegangen. Wir haben den Tempel Ting Hau besucht, den Tempel der Wassergöttin. Der war relativ klein aber der Reiseführer hielt ihn für wichtig. Ich weniger.

Einen anderen Tempel haben wir durch Zufall entdeckt und mussten nach dem Weg forthin fragen. Wir waren gerade bei Tin Hau als ich auf einem Hügel zwischen den Bäumen den Tempel sah. Er war nicht im Führer vermerkt aber eine beträchtliche Schönheit, denn er war, im Gegensatz zu Tin Hau, von einem Garten umgeben. Auch eine schöne Statue zierte den Höhepunkt des Gartens, kein Tourist war hier zu sehen, klar, denn erstens steht der Tempel nicht im Führer und man muss sich somit durchschlagen, außerdem interessiert es die meisten Touristen dort gar nicht. Man geht viel lieber einkaufen anstatt die Kultur des Landes aufzusaugen. Selbstredend waren die Touristen dann auch in der Pizzeria, im Irish Pub oder French Restaurant über Mittag. Man ist hier nur weil es „in“ ist und nicht weil es einen wirklich interessiert. Schade, aber so sind wohl gute 75% der Touristen hier. Sie kommen als Kolonialherren um zu sehen, dass es bei ihnen zuhause besser ist. Eine Mentalität des eingeschränkten Denkens, der fehlenden Kritikfähigkeit und des Verlustes jeglicher Objektivität.

Nachdem wir uns eine Weile auf dem Pier ausgeruht hatten liefen wir wieder zum Bus, beantworteten auf dem Weg noch einen Fragebogen zweier Geologieschülerinnen und kauften uns drei Bananen. Der Rückweg war ereignislos.

Wir sind dann danach nach Mei Fou gefahren, weil es dort wohl eine Gegend geben soll, die wie ein lebendiges Museum aus der Song Dynastie sein soll. Wir konnten es beim besten Willen aber nicht finden. Die Gegend um Mei Fou erinnert, wie so viele andere hier auch, an graue Plattenbauanlagen. Es sieht dreckig aus aber den Leuten scheint es egal. Immerhin viel sauberer noch als Bangkok. Wir haben nach etwas suchen dann einen schönen Park gefunden der uns über das nicht gefundene Viertel hinwegtrösten konnte. Der Park hatte sehr traditionell eingerichtete Stellen mit kleinen Teichen, Hütten und Brücken. Aber ein großer Teil waren Sportanlagen. Wir sahen viele Sportler hier.

Wir sind dann zurückgefahren. Sind dann in einem Restaurant nahe dem Hostel essen gewesen. Gab keine englische Karte, der Herr vom Nachbartisch hat uns geholfen. Danach sind wir nochmal nach Honk-Kong Island um uns von Hong-Kong Station die Skyline anzusehen. Haben auch sehr lange nach einem Internetcafé gesucht. Sind dafür von Mong-kok Station nach Jordan gelaufen. Ist kein Katzensprung, konnten aber das Viertel bei Nacht beobachten.

Habe das Gefühl, dass hier immer viel los ist, egal um welche Uhrzeit. Die Stadt schläft einfach nicht? Waren kurz in einem kleinen Stadtpark aber es war schon dunkel und es gammelten nur noch ein paar Männer auf den Bänken herum. Die Frauen schienen sich in der Nebenstraße beim Karaoke zu amüsieren. Meine Ohren waren weniger begeistert von den schrillen und falschen Tönen.

Nachdem wir dann bei Hong-Kong Station in einem Café einen Drink mit Blick auf die Skyline hatten gingen wir nach Hause und fielen regelrecht ins Bett. Hatte eine nette Konservation per sms mit J. Ich schrieb ihr noch die Nacht eine Email und erzählte ihre von unseren Erlebnissen. Beim schreiben lernte ich einen Deutschen kennen, der neben mir am PC saß. Laberten ein bisschen mit ihm. Hatten der Frau vom Hostel auch etwas liegen lassen, denn wir zogen am nächsten Morgen in ein Hostel 2 Stockwerke tiefer.

28. August 2009

Wir sind gut in Hong-Kong angekommen und sind auch beide sehr beeindruckt von der Stadt. Der Flughafen ist groß und gut organisiert, die Schlangen sind in der Regel kurz und man findet sich schnell zurecht. Auch sind die Menschen sehr hilfsbereit. Haben wir uns in den A21 Airbus gesetzt, nach oben ganz vorne und sind dann bis Station n°6 gefahren, Mang Kok Station.

Dort waren wir erst mal wieder erstaunt, auch weil mir wieder auffällt wie wenige Schilder es gibt. Die Menschen scheinen sich bestens zurecht zu finden. Wir haben erst mal ein bisschen nach der richtigen Straße suchen müssen. Auch hier spricht nicht jeder englisch wie wir bemerken mussten. Die Hitze macht uns auch sehr zu schaffen, es ermüdet uns doch sehr und die schweren Rucksäcke taten das Ihrige dazu.

Die Straßen und Bürgersteige scheinen auch dauernd voll zu sein. Ich denke das liegt daran, dass Wohnungen klein und eng sind und sich die Leute deshalb außerhalb treffen. Der Menschenstrom wollte auch in der Tat und mit der Zeit nicht abbrechen. Das Hostel mussten wir auch erst einmal suchen und fanden den Eingang zum Gebäude in einer Nebenstraße. Der Eingang war klein und sehr bescheiden und führte zu zwei Aufzügen. Nur ein kleines Schild half uns die richtige Etage, 14, zu wählen.

Dort angekommen waren wir auf dem Gang des Innenhofes des Gebäudes. Es ist ein typisch asiatischer Innenhof, grau, klein, voller Krempel, Kleider die rumhängen und auch ganz unten sicherlich Müll. Die Rezeption des Hostels war allerdings sauber und die Besitzerin sehr nett. Nach einigem hin- und her planen hatte sie dann auch unser „Doppelzimmer“ organisiert. Was „doppel“ in dem Zimmer sein soll weiß ich noch nicht. Das Zimmer ist winzig, hat vielleicht 7-9 m² und ein kleines Bad-WC (Klo ist in Dusche). Das Bett nimmt fast das ganze Zimmer ein und ist gut für 1 ½ Personen. Wäre Kathy meine Freundin wäre es passend, oder wäre ich mit T hier. Wie dem auch sei, für die jetzigen Umstände ist es etwas klein. Der restliche Platz wird durch unsere Rucksäcke verbraucht.

Das einzige moderne ist der Flachbildschirm an der Wand.

Wir sind dann mit Jiajie essen gewesen, sie hat uns viel über Hong-Kong erzählt und uns dann auch auf Hong-Kong Island gebracht, wo es dann auch schon viel europäischer aussieht. Was heißen soll, man könnte es mit der 5th Avenue in San Diego verwechseln.

Aber das sind nur erste Eindrücke. Jetzt sind wir KO, Kathy schläft schon und ich geh jetzt auch schlafen. Ach ja, der Gestank auf den Straßen ist sehr bitter. Die Geschichten der Luftverschmutzung können hier vorläufig bestätigt werden.

27. August 2009

Sitze in Lyon am Flughafen und warte auf den Flug nach Zürich. Der Abschied war kurz aber herzlich, ich freue mich schon auf den Hong-Kong Flug.

Im Wartebereich sitzen mir drei Schweizer gegenüber und irgendwie stellt sich mir die Frage wieso ich weiß, dass sie Schweizer sind. Ich habe sie nicht reden hören, noch ihre Pässe gesehen und dennoch weiß ich es. Sind die kulturbedingten Verhaltensmuster so eindeutig zu erkennen? Kann man Menschen an ihrer Verhaltensweise erkennen und einteilen? Zum Teil schon, denn die drei Schweizer sind das beste Beispiel dafür. Aber um mich herum gibt es sicher noch mehr Schweizer denen ich es nicht direkt ansehe.

Wie kommt es also, dass wir manche Menschen direkt zuordnen können und andere nicht? Zum einen spielt wohl das „Vorurteil“ welche wir gegenüber manchen Nationalitäten haben eine Rolle. Menschen die dem Bilde unseres typischen Schweizer entsprechen ordnen wir unbewusst direkt dieser Gruppe zu, ohne auf Beweise zu warten.

Vielleicht sind die drei ja auch Österreicher aber so wirklich überzeugen kann ich mich nicht. Unser Bewusstsein scheint voreingenommen, denn es ist schwer jetzt zu sagen, dass diese drei keine Schweizer sind. Einmal einer Gruppe zugeordnet, bleiben Menschen fest in dieser. So bin ich immer noch der „allemand“ für meine Freunde, obwohl ich nun schon neun Jahre hier wohne. Einmal zugeordnet kommt man seine Klassierung nicht mehr ab.

Einmal zugeordnet suchen wir die klassischen Merkmale die unsere Stereotypen ausmachen. Die drei Schweizer scheinen irgendwie langsam, sie sind schlecht angezogen und wirken eingeschüchtert soweit von ihrer Heimat entfernt. Das ist natürlich alles Quatsch, aber unbewusst versucht mein Gehirn typische Merkmale ausfindig zu machen. Und das Gehirn findet sie, auch wenn es seinen Beobachtungssinn dabei belügen muss, denn in Realität findet man diese Merkmale bei den betroffenen Personen nicht. Auch dass einer der Schweizer die Zeitung von Dienstag liest obwohl wir schon Donnerstag sind kann nicht als Beweis der Langsamkeit gelten.

Vielleicht gibt es eine bestimmte Nachricht die er sucht oder er freut sich einfach nur endlich eine deutschsprachige Zeitung zu lesen. Würde mir wohl auch so gehen…bin ich deswegen ein Schweizer? Wohl kaum, auch wenn diese veraltete Zeitung nicht aus unserem Bewusstsein verschwinden möchte.